Musikalische Performance
Ein biografisches Medley aus den Erfahrungen einer unerfahrenen Theaterschaffenden
von und mit: Finja Messer und Amelie Hafner
Bühne und Kostüm: Christina Geiger und Ana Tomic.
Die Sprossen der Karriereleiter der Theaterschaffenden sind schwierig auszumachen, es gibt keine geregelten Bahnen,keine vorgegebenen Wege, die man als enthusiastische Theaterschaffende einschlagen kann. Es scheint als brächte Entschlossenheit, Fleiß und Kreativität zum Beispiel Schreiner*innen und Professor*innen in gute Stellungen mit
akzeptabler Entlohnung, in Jobs mit anständigen Arbeitsbedingungen und Momenten des Genusses an der eigenen Selbstverwirklichung. Doch Entschlossenheit, Fleiß und Kreativität bringen Theaterschaffende häufig nicht einmal in die Lage von sich selbst als gesicherte Existenz sprechen zu können. Die Situation für Kunstschaffende Berufsanfänger*innen ist prekär, nicht nur, aber vor allem für die vielen weiblichen Kunstakademie-Absolventinnen.
Wir vier sind theaterschaffende Berufseinsteigerinnen und haben für den Erhalt vieler Theaterbetriebe schon erhebliche Beiträge geleistet. Dass diese Arbeit größtenteils unbezahlt, und in jedem Falle stark unterbezahlt war, ist gängige Praxis. Aufgrund dieser wenig Sicherheit bietenden Struktur des Berufs, entscheiden sich auch größtenteils nur Menschen in privilegierten Positionen für ein Kunststudium. Diese soziale Selektivität, so denken wir, ist ein beachtlicher Grund für die mangelnde Gleichberechtigung und die mangelnde Diversität auf und hinter der Bühne. Auch für weiße Frauen aus Akademikerfamilien, wie wir es sind, ist es nachweislich sehr schwierig, sich in den
unverwüstlich männlichen Seilschaften und feudal-hierarchischen Strukturen des Theaters nach oben zu arbeiten.Statistisch sitzen im Theater-Publikum zwar zwei Drittel Frauen, aber auf der Bühne stehen zu zwei Drittel Männer, die von Männern engagiert und inszeniert werden und von Männern verfasste Texte sprechen. Besonders schlecht oder gar nicht entlohnte Tätigkeiten rund um den Theaterbetrieb werden hingegen wiederrum vor allem von Frauen geleistet, die oft eigentlich lieber etwas anders machen würden. Zum Beispiel Regie führen oder Bühnenbilder bauen. Doch in einer Kultur, in der es Frauen viel weniger erlaubt ist als Männern, ihren eigenen Bedingungen und Bedürfnissen nach ekstatisch zu handeln, ist es nicht verwunderlich, dass Berufe, die mit einem gewissen Genie-Kult
einhergehen, vor allem weißen, reichen, alten Männern vorbehalten bleiben. Theaterhäuser scheuen kaum Kosten und Mühen, um einen dieser großen Namen ans Haus zu holen, was auf ebenfalls Kosten derjenigen geht, die den alltäglichen Betrieb am Laufen halten. Die biografisch nachempfundene, doch fiktive Figur Undine Seetäng mit K verhandelt auf einer Theaterbühne exemplarisch die Karriere einer jungen Theaterschaffenden und das Theater-
Assistentinnen-Dasein. Obwohl auch geschlechtsunabhängige Faktoren die prekäre Situation von künstlerischen Berufsanfängern beeinflussen, wird aus einer spezifisch weiblichen Perspektive und in einer bewusst weiblichen Theaterästhetik erzählt und etwa auch der literaturgeschichtliche Mythos der Meerjungfrau aufgegriffen.Geschichten, die von Meerjungfrauen handeln, sind Geschichten einer unmöglich erscheinenden Liebe.Meerjungfrauen, in unserer Geschichte also junge Frauen, die sich ins Theatermachen verlieben, sind unvollkommen,andersartig und furchteinflößend. Sie sind schöne Gestalten (auch im Sinne von Begabung), die einen Traum verfolgen, werden aber im Gegensatz zum Menschen als minderwertige, zweitklassige Außenseiterinnen portraitiert.
In I fall for drama verwandelt sich das Objekt Meerjungfrau zum Subjekt Undine Seetäng mit K, und schreibt ihr Narrativ selbst.
Musikalische Performance
Ein biografisches Medley aus den Erfahrungen einer unerfahrenen Theaterschaffenden
von und mit: Finja Messer und Amelie Hafner
Bühne und Kostüm: Christina Geiger und Ana Tomic.
Die Sprossen der Karriereleiter der Theaterschaffenden sind schwierig auszumachen, es gibt keine geregelten Bahnen,keine vorgegebenen Wege, die man als enthusiastische Theaterschaffende einschlagen kann. Es scheint als brächte Entschlossenheit, Fleiß und Kreativität zum Beispiel Schreiner*innen und Professor*innen in gute Stellungen mit
akzeptabler Entlohnung, in Jobs mit anständigen Arbeitsbedingungen und Momenten des Genusses an der eigenen Selbstverwirklichung. Doch Entschlossenheit, Fleiß und Kreativität bringen Theaterschaffende häufig nicht einmal in die Lage von sich selbst als gesicherte Existenz sprechen zu können. Die Situation für Kunstschaffende Berufsanfänger*innen ist prekär, nicht nur, aber vor allem für die vielen weiblichen Kunstakademie-Absolventinnen.
Wir vier sind theaterschaffende Berufseinsteigerinnen und haben für den Erhalt vieler Theaterbetriebe schon erhebliche Beiträge geleistet. Dass diese Arbeit größtenteils unbezahlt, und in jedem Falle stark unterbezahlt war, ist gängige Praxis. Aufgrund dieser wenig Sicherheit bietenden Struktur des Berufs, entscheiden sich auch größtenteils nur Menschen in privilegierten Positionen für ein Kunststudium. Diese soziale Selektivität, so denken wir, ist ein beachtlicher Grund für die mangelnde Gleichberechtigung und die mangelnde Diversität auf und hinter der Bühne. Auch für weiße Frauen aus Akademikerfamilien, wie wir es sind, ist es nachweislich sehr schwierig, sich in den
unverwüstlich männlichen Seilschaften und feudal-hierarchischen Strukturen des Theaters nach oben zu arbeiten.Statistisch sitzen im Theater-Publikum zwar zwei Drittel Frauen, aber auf der Bühne stehen zu zwei Drittel Männer, die von Männern engagiert und inszeniert werden und von Männern verfasste Texte sprechen. Besonders schlecht oder gar nicht entlohnte Tätigkeiten rund um den Theaterbetrieb werden hingegen wiederrum vor allem von Frauen geleistet, die oft eigentlich lieber etwas anders machen würden. Zum Beispiel Regie führen oder Bühnenbilder bauen. Doch in einer Kultur, in der es Frauen viel weniger erlaubt ist als Männern, ihren eigenen Bedingungen und Bedürfnissen nach ekstatisch zu handeln, ist es nicht verwunderlich, dass Berufe, die mit einem gewissen Genie-Kult
einhergehen, vor allem weißen, reichen, alten Männern vorbehalten bleiben. Theaterhäuser scheuen kaum Kosten und Mühen, um einen dieser großen Namen ans Haus zu holen, was auf ebenfalls Kosten derjenigen geht, die den alltäglichen Betrieb am Laufen halten. Die biografisch nachempfundene, doch fiktive Figur Undine Seetäng mit K verhandelt auf einer Theaterbühne exemplarisch die Karriere einer jungen Theaterschaffenden und das Theater-
Assistentinnen-Dasein. Obwohl auch geschlechtsunabhängige Faktoren die prekäre Situation von künstlerischen Berufsanfängern beeinflussen, wird aus einer spezifisch weiblichen Perspektive und in einer bewusst weiblichen Theaterästhetik erzählt und etwa auch der literaturgeschichtliche Mythos der Meerjungfrau aufgegriffen.Geschichten, die von Meerjungfrauen handeln, sind Geschichten einer unmöglich erscheinenden Liebe.Meerjungfrauen, in unserer Geschichte also junge Frauen, die sich ins Theatermachen verlieben, sind unvollkommen,andersartig und furchteinflößend. Sie sind schöne Gestalten (auch im Sinne von Begabung), die einen Traum verfolgen, werden aber im Gegensatz zum Menschen als minderwertige, zweitklassige Außenseiterinnen portraitiert.
In I fall for drama verwandelt sich das Objekt Meerjungfrau zum Subjekt Undine Seetäng mit K, und schreibt ihr Narrativ selbst.